PDF 2.0 - Ein kurzer Überblick
Es ist selten, dass Industrieprodukte mehr als 20 Jahre überleben - vor allem in der IT-Branche. Als die Erfinder des PDF-Formats im Juni 1993 die erste Version von Acrobat auf den Markt brachten, konnten sie nicht ahnen, wie erfolgreich ihr Dateiformat werden würde. Die Mitglieder der Internationalen Organisation für Normung (ISO) haben an der nächsten Generation dieses beliebten Formats gearbeitet.
Es ist selten, dass Industrieprodukte mehr als 20 Jahre überleben - vor allem in der IT-Branche. Als die Erfinder des PDF-Formats im Juni 1993 die erste Version von Acrobat auf den Markt brachten, konnten sie nicht ahnen, wie erfolgreich ihr Dateiformat werden würde. Die Mitglieder der Internationalen Organisation für Normung (ISO) haben an der nächsten Generation dieses beliebten Formats gearbeitet.
Seit der Veröffentlichung von "Document Management - Portable Document Format - Part 1: PDF 1.7" (ISO-32000-1) Mitte 2008 hat sich die sechste Ausgabe der berühmten PDF-Referenz von Adobe nicht wesentlich verändert – sie wurde lediglich in die ISO-Sprache übersetzt. Dies hat sich jedoch mit dem zweiten Teil der Norm, "Part 2: PDF 2.0", geändert, der kürzlich veröffentlicht wurde. Diese neue Version wurde von den ISO-Mitgliedern erstellt, genauer gesagt vom Technischen Komitee 171, Unterkomitee 2. Um zu verdeutlichen, dass es sich um eine neue Norm handelt, wurde der Hauptversionsnummer eine "2" angefügt.
Die Liste der Änderungen enthält mehr als 50 Einträge. Die wichtigsten Änderungen und Verbesserungen betreffen die folgenden Bereiche:
Verschlüsselung: unverschlüsselter Wrapper für verschlüsselte Dokumente, 256-Bit-AES-Verschlüsselung, Unicode-Passwörter
Digitale Signaturen: Signaturen auf der Grundlage des CAdES-Standards, Zertifikate auf der Grundlage elliptischer Kurven, langfristige Signaturvalidierung (LTV)
Annotation: Projektionen, 3D, reichhaltige Medien
Zugänglichkeit: Aussprachehinweise
3D: Unterstützung für den neuen ISO-Standard "PRC", 3D-Messungen
Dokumententeile (eingeführt in PDF/VT)
Der Ausschuss war auch mutig genug, einige überholte Funktionen zu streichen; die wichtigsten davon sind:
XFA-Formulare: Die XML-basierte Formulartechnologie von Adobe war für viele Anbieter eine ständige Quelle der Frustration
Film, Ton: Multimediale Inhalte sind nicht mit dem Konzept eines portablen Dokumentenformats vereinbar.
Überflüssige, redundante, veraltete oder nicht portierbare Informationen, wie das Dokumentinformationsverzeichnis (ersetzt durch XMP), veraltete digitale Signaturen, betriebssystemabhängige Dateinamen und selten verwendete Standards wie OPI (Open Prepress Interface)
Auch im neuen Teil der Norm wurden einige wichtige Änderungen vorgenommen, insbesondere in den folgenden Kapiteln:
Gerenderte Inhalte
Transparenz
Digitale Signaturen
Metadaten
Tagged PDF und Unterstützung für Zugänglichkeit
Doch die zahlreichen Veränderungen haben ihren Tribut gefordert. Die Erstellung des zweiten Teils hat sieben Jahre gedauert, viel länger als für frühere Versionen nötig war. Tatsächlich hat es Adobe geschafft, in nur 15 Jahren sieben Versionen herauszubringen - und das in hervorragender Qualität. Positiv zu vermerken ist, dass der zweite Teil der Norm von den ISO-Mitgliedern ausführlich kommentiert wurde und viele Teile des Textes klarer formuliert sind. Dies erleichtert der Industrie das Verständnis der Spezifikation, erhöht die Qualität der Implementierung und verbessert so die Interoperabilität. Man hofft, dass dies zu weit weniger "schlechten" PDFs führen wird.
Für die wichtigsten Verwendungszwecke von PDF - d.h. Archivierung (PDF/A), Dokumentenaustausch (PDF/X), Technik (PDF/E) und Barrierefreiheit (PDF/UA) - hat die ISO spezielle Unterstandards definiert, von denen die meisten auf dem ersten Teil des PDF-Standards basieren. Es ist wahrscheinlich, dass diese Normen auch angepasst werden, um sie für den zweiten Teil relevant zu machen. Es sollte jedoch nicht davon ausgegangen werden, dass die Hauptnorm nun "neu" und die Teilnormen "alt" sind.
Stattdessen sollte die Entwicklung dieser Normen als eine Interaktion betrachtet werden. So beruhen viele Änderungen im zweiten Teil der PDF-Norm auf Erkenntnissen, die aus der Arbeit an den Teilnormen gewonnen und in die Entwicklung eingearbeitet wurden. Darüber hinaus besteht - im Gegensatz zum PDF-Master-Standard - keine wirkliche Dringlichkeit, die Sub-Standards PDF/X, PDF/E und PDF/UA zu ändern, da sie bereits seit einiger Zeit unabhängig von Adobe optimiert wurden. Bei PDF/A ist die Situation jedoch etwas anders.
Sobald die ersten PDF-Dateien der Version 2.0 erstellt werden, stellt sich die Frage, wie sie standardkonform archiviert werden können. PDF/A muss eine Antwort auf diese Frage haben. Im Gegensatz zu den anderen PDF-Substandards steht diese Anwendung unter einem gewissen Zeitdruck. Doch die schiere Anzahl der Änderungen macht es schwierig, eine schnelle Lösung zu finden.
Der PDF 2.0-Standard ist noch sehr jung und es sind kaum Dateien im Umlauf. Die Zeit wird zeigen, ob die Norm funktionieren wird und wie schnell die Hersteller sie umsetzen werden.